Die Erfindung der Kunstgeschichte

(Johann Joachim Winckelmann): Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst. 2., vermehrte Auflage.

Dresden / Leipzig, Breitkopf für Walther, 1756. Kl.-4°. Mit 3 gestoch. Titelvignetten und einer gestoch. Textvignette. 4 Bl., 172 S. Pp. d. Zt. (berieben und bestoßen).   | 620 €

Ausgabe letzter Hand von Winckelmanns wegweisendem Erstlingswerk. – „Als W. […] die Stellung beim Grafen Bünau aufgab, zog er bis zu seiner Abreise nach Italien in das Haus Oeser’s und im unmittelbaren Gedankenaustausch mit ihm wurde die erste Schrift niedergeschrieben: ‚Die Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst‘, im Frühjahr 1755 veröffentlicht, mit drei Vignetten von Oeser’s Hand geschmückt und König Friedrich August II. gewidmet. Eine Apotheose der griechischen Kunst, wie sie nicht begeisterter, aber auch nicht einseitiger sich denken läßt, ein Kampf gegen den Verfall des Formen- und Schönheitssinnes, wie er sich in der damaligen, von französischen Elementen durchsetzten Kunst äußert. […] Hier wird zum ersten Male das berühmt gewordene Wort von der ‚edlen Einfalt und stillen Größe der griechischen Statuen‘ ausgesprochen […]. Die Schrift erregte Aufsehen. Angeblich waren von ihr nur fünfzig Exemplare gedruckt worden und der Umstand, daß sie von Liebhabern, die sie als Druck nicht mehr erhalten konnten, abgeschrieben wurde, macht sie interessant genug. Aber damit ließ sich der Verfasser nicht genügen. An die Schrift hatten sich viele Discussionen angeknüpft, deren unerwiesene Stellen und z. Th. wunderliche Ansichten zum Widerspruch reizten. Natürlich fehlte es auch nicht an Beifall. W. griff da, was das Interesse an dem Werkchen nur noch steigern mußte, zu dem Mittel in eigener Person, aber anonym eine Antikritik zu verfassen, die als ‚Sendschreiben über die Gedanken von der Nachahmung der griechischen Werke‘ im folgenden Jahre (1756) erschien, wozu er nun wieder als ‚Beantwortung des Sendschreibens‘ und der ‚Erinnerungen eines Ungenannten‘ eine ‚Erläuterung der Gedanken von der Nachahmung u. s. w.‘ niederschrieb und kurz vor seiner Abreise nach dem Süden veröffentlichte“ (ADB XLIII, 348). – Ruppert 12. Carter-Muir 210. – Vorsatz mit altem Besitzvermerk von Hans Karl Dippoldt, dat. 1804 sowie handschriftlichen Auszügen aus Briefen Goethes an Winckelmann. – Braunfleckig, tls. im oberen Rand etwas braunrandig. Exemplar aus der Bibliothek Prof. Dr. Heinrich Magirius, mit deren dezentem Stempel sowie eigenhändigem Namenszug von Fritz Löffler.

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